Mit 83 noch immer in der Schule

 

 

Heute besuchte Herr Sand, ein blinder Mensch, die Klasse 3a in Wilhermsdorf.
Im Rahmen des HSU-Unterrichts wurde gerade das Thema Auge behandelt. Herr Sand, selber früher Lehrer an einer Blindenschule und mittlerweile 83 Jahre alt, kommt schon seit Jahren immer wieder gerne als Experte in den Unterricht, um die Schüler und Schülerinnen über das Leben eines blinden Menschen zu informieren.
Er hatte wieder viele Hilfsmittel dabei: z.B. eine sprechende Armbanduhr, eine Unterschriftenschablone, seine Schreibmaschine für Blindenschrift, ein sprechendes  Farberkennungsgerät und ein Kinderbuch in Blindenschrift, aus dem er uns auch etwas vorlas. Auf seiner Schreibmaschine schrieb er zur Erinnerung die Namen aller Kinder.
Außerdem erzählte er viele Begebenheiten aus seinem Leben, z.B. wie er mit einem Fahrlehrer einmal auf einem alten Militärgelände Auto fahren durfte. Auch wie Blinde an der Fußgängerampel wissen, dass nun grün ist, erfuhren wir. Geschäfte kann er z.B. am Geruch erkennen. Die Leitlinien für den Blindenstock in der U-Bahn kannten schon viele Kinder. Wenn er mit seiner Frau, die ebenfalls blind ist, gemeinsam kocht, sagen sie sich gegenseitig an, wo sie gerade sind und was sie machen. Es wird also viel geredet. Beeindruck hat er uns, wie er schnell erkennen kann, welches Geldstück oder welchen Geldschein er in der Hand hat. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl. Er spielt Schach und hat sogar schon an Schachturnieren teilgenommen und natürlich auch gewonnen. Diese und viele Geschichten mehr wurden erzählt. Das war spannend.
Später durften die Kinder mit zwei Langstöcken ausprobieren „blind“ durch das Klassenzimmer zu laufen. Im Flur probieren die Kinder, sich „blind“ einen Klingelball zuzurollen. Alles gar nicht so einfach.
Zum Schluss stellten die Kinder ihm noch viele Fragen, die sie sich zuvor notiert hatten. Alle Fragen wurden geduldig und mit viel Humor beantwortet. Das waren zwei sehr interessante Schulstunden, in denen viel über Emotionen gelernt wurde.
Schließlich verabschiedete Herr Sand sich und wurde von seiner Begleiterin, die vom Blindenbund Nürnberg kam, wieder nach Hause gefahren.

 
   
 
     
 

 

  Letzte Aktualisierung: 14.02.2022