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Engel haben Himmelslieder
Die nächste Woche hält Anne Ausschau, ob sie wieder etwas Merkwürdiges
mit einem kleinen Tonkrug dran entdecken könnte. Aber weder auf dem
Mühlenbach noch in den Bäumen kann sie irgend etwas finden. Und wer
steckt wohl hinter all diesen geheimnisvollen Ereignissen? Ist es
vielleicht ihr Opa Niko? Der hat manchmal so verrückte Ideen!
Am Weihnachtsmorgen holt Anne Brötchen. Schon von weitem sieht sie: vor
ihrer Haustür steht etwas. Mit den Tüten in der Hand rennt sie los.
Völlig außer Atem erreicht sie die Haustür. Da lächelt ihr ein Engel
entgegen: Ungefähr so groß wie ihr Gummistiefel und wunderschön. In
seiner Hand trägt er einen Tonkrug.
Sie nimmt den Engel auf den Arm und stürmt ins Haus: „Opa, Opa! Wo ist
Opa Niko!?“ Annes Mama antwortet völlig überrascht: „Der kommt doch erst
heute Mittag mit dem Zug. Er besucht seinen alten Freund in Neustadt.“
Anne schaut sich den Engel genau an: Er lächelte immer noch! So als
wolle er sagen: „Nein, ich verrate dir nicht, wer mich vor deine Tür
gestellt hat.“
Der Deckel vom Tonkrug lässt sich ganz leicht abnehmen. Diesmal ist kein
Tröpfchen Wasser im Behälter.
Man kann dieses Mal jedes Wort entziffern:
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Als Opa am Abend aus Neustadt zurückkommt, tut er sehr überrascht. Er
sagt: „Das muss wirklich ein Brief vom Nikolaus sein. Anders kann ich
mir das alles nicht erklären.“ Nach der Bescherung singt die ganze
Familie nochmals alle vier Lieder.
Die Angst, dass Weihnachten dieses Jahr ganz schrecklich werden könnte
ist inzwischen längst vergessen. Anne findet es schön, einfach mit der
Familie zusammen zu sein - auch wenn es dieses Jahr nicht so viele
Besuche gibt - bei Kerzenschein und Weihnachtsduft. Und sie können
zusammen singen. In der Schule durften sie das ja leider nicht. Anne hat
schon ganz viele Ideen, wie sie allen, die sie nicht besuchen kann, eine
Freude machen kann: mit Weihnachtskarten und selbstgebastelten
Geschenken, die sie verschickt oder einfach vor die Tür der Verwandten
oder Freunde stellen wird - fast wie der echte Weihnachtsmann.
Am Abend beobachtet sie Opa Niko aus den Augenwinkeln heraus. Er lächelt
heute immer wieder still in sich hinein.
Ob jetzt der echte Nikolaus oder Opa Niko dahinter steckt, das ist Anne
aber gar nicht mehr so wichtig. Mit den neuen und alten
Weihnachtsliedern hat sie wieder richtig Spaß und Freude an der Advents-
und Weihnachtszeit gefunden. Und das ist ja schließlich das
Allerwichtigste!
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