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Am Sonntag, 21.10., war um 11 Uhr die Gedenkfeier zur „Jüdischen
Geschichte“ in Wilhermsdorf. Sie fand im Ehrenhain statt, das ist gleich
neben der Spitalkirche.
Zu Beginn spielte der Posaunenchor ein Stück zur Einstimmung. Dann hielt
Bürgermeister Emmert seine Rede. Es ging darin um die Vertreibung der
Juden vor 80 Jahren. Stellt euch vor: Ganz früher war jeder fünfte
Mitbürger bei uns Jude. Doch nach und nach wurden sie alle vertrieben.
Bei den letzten, die im 2. Weltkrieg noch hier wohnten, brach man in die
Häuser ein, misshandelte die Leute und zerstörte ihre Wohnung. Also
verließen auch diese Leute fluchtartig ihren Wohnort. Danach sprach auch
der Landrat, Herr Dießl.
Ihr kennt alle die Pinselfabrik in Wilhermsdorf. Sie gehörte früher auch
den Juden. Eine Tochter des Besitzers las aus Briefen ihrer Familie vor.
Sie ermahnte alle, dass so etwas Schreckliches wie damals keinem
Menschen mehr angetan werden darf.
Endlich war es dann soweit: Die Kinder der 3. und 4. Klassen, die
gekommen waren, sangen und tanzten mit Frau Gruber das extra ausgewählte
hebräische Lied „Shalom chaverim“ vor. Es bedeutet übersetzt: "Friede
sei mit euch." Am Ende konnten es alle mitsingen. Das klang wirklich
schön.
Anschließend wurde von vier Kindern der 4. Klassen die Namen der Opfer
und ihr Alter vorgelesen. Diese finden sich seit Sonntag auf Tafeln, die
an dem Gedenkstein angebracht sind. Das war ein stiller und sehr
feierlicher Moment.
In der ersten Reihe saßen die Ehrengäste, alles Nachkommen von den
geflohenen Juden. Viele weinten, als sie sich an die Zeit erinnerten.
Einige von den Gästen waren aus Israel und sogar aus Amerika angereist.
Dorthin war nämlich ihre Familie zu der Zeit geflohen.
Anschließend wurde auf hebräisch gebetet und gesungen. Das hörte sich
für uns sehr fremd, aber auch schön an.
Auch das Vater unser beteten wir gemeinsam. Zum Schluss sang der
Kirchenchor das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Für die geladenen Gäste ging das Programm mit Mittagessen und Rundgang
durch Wilhermsdorf noch weiter.
Wir konnten nach einer guten Stunde dann wieder nach Hause gehen. Wir
bekamen noch ein kleines Geschenk zum Dank für unser Lied. Eine
Zettelbox als Häuschen, eine Stiftebox, deren Deckel ein Lineal ist und
eine kleine Taschenlampe. Wenn wieder mal eine Gedenkfeier ist, komme
ich gerne wieder, denn es war sehr interessant und bewegend.
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